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BDA Bremen verleiht Studienpreis 2017

1. Dezember 2017

Am 15. November vergab der BDA Bremen in Anwesenheit von Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther seine Studienpreise, diesmal zum 27. Mal.

Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther begrüßt die Gäste

 

Die Preisträger und die Jury (von links: Martin Bertram, Mona Kuhnert, BDA Vorsitzender Martin Pampus, Jessica Dieneck, Bianka Eilers, Cathrin Schultz, Frank Püffel und Christian Bollmann)

Die Jury bestehend aus Cathrin Schultz, Christian Bollmann und Frank Püffel vergaben aus einer Auswahl von 27 eingereichten Arbeiten insgesamt 3 Preise:

1. Preis:

Jessica Dieneck / Bianka Eilers: Work in Progress – Revitalisierung des ehemaligen Betriebsgeländes von Kaffee HAG

Beurteilung der Jury
Die beiden Verfasserinnen haben sich einer Aufgabe gestellt, die in der Gegenwart aber auch vor allem in der Zukunft immer mehr von Bedeutung sein wird: der Revitalisierung und Konversion von ehemaligen gewerblichen oder industriellen Anlagen. Ihre Arbeit erschließt sich dabei nicht auf den ersten Blick, sie zeigt kein aufwendiges Rendering, das einem gleich einprägsam entgegenspringt, sondern erzeugt zunächst durch die gelungene grafische Gestaltung hohes Interesse, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Dabei geht es nicht so sehr um Architekturräume sondern um „Möglichkeitsräume“. Die Arbeit bietet keine fertige Lösung, kein konkretes Bild, sondern zeigt die Prozesshaftigkeit des Planens und Bauens. Es ist „ein Fahrplan, der Freiheiten zur individuellen Entfaltung“ entstanden. Sie lässt dem Betrachter die Phantasie, bietet Plattformen für Experimentierräume und zeigt neue Methoden der Revitalisierung auf.
Die Jury überzeugte diese Herangehensweise, die über eine gründliche städtebauliche Analyse des Areals und der Bestandsbauten und dem Heranziehen von Best Practice Beispielen zur einer schlüssigen Thesis gelangt. Potentiellen Investoren bieten sich verschiedene Szenarien in fünf Phasen der Umsetzung, ohne das Ergebnis vorwegzunehmen. Ein schönes Beispiel für die Kunst des Abstrakten.

 

2. Preis:

Mona Kuhnert: Kindergarten

Beurteilung der Jury
Die Masterarbeit von Mona Kuhnert zeigt einen Entwurf für einen 6-zügigen Kindergarten in Bremen-Hemelingen, der sich aus fünf aneinander gereihten, skulptural gestalteten Baukörpern zusammen setzt. Die Kubatur entsteht als Ableitung giebelständiger Häuser und nimmt Bezug auf die Kleinteiligkeit der Nachbarbebauung. Durch die skulpturale Gestaltung und die reduzierte Materialwahl entsteht eine selbstbewusste zeitgemäße Interpretation.

Die Grundrisse sind funktional klar gegliedert. Sämtliche Aufenthaltsräume für Kinder orientieren sich mit großen Fensteröffnungen zum Garten, während die Nebenräume und die Erschließung zur Straße ausgerichtet sind. Im Innenraum setzt sich die skulpturale Gestaltung als Haupterschließung fort. Durch den Wechsel von Aufweitungen als Garderobenbereich vor den Gruppenräumen und Verengung in den Übergängen zum jeweils nächsten „Haus“ entsteht eine spannungsvolle Raumabfolge.
Insgesamt ist der Entwurf durch den konsequenten Einsatz des Materials Beton in Kombination mit farbigem Holz geprägt. Die aus der Kubatur entstehenden Innenräume, werden von der Verfasserin mit sehr durchdachten Lösungen, z.B. für Garderoben und Hochebenen besetzt und in der Arbeit sehr detailliert ausgearbeitet. Der konzeptionelle Ansatz findet sich als durchgehendes Thema in vielen Details wieder. Es entsteht ein stimmiger Gesamtentwurf, der das Innen und Außen miteinander verbindet.
Die Jury überzeugte insbesondere die schlüssige und klare Entwurfsidee und deren konsequente Umsetzung in der Innen- und Außengestaltung und würdigt diese Arbeit mit dem 2.Preis.

 

3. Preis:

Martin Bertram: Das englische Viertel – Städtebauliche Konversion eines Kasernengeländes in Paderborn

Beurteilung der Jury
Das Thema der Master Thesis von Martin Bertram greift ein typisches städtebauliches Problem unserer Zeit auf. Einerseits werden die Innenstädte zunehmend nachverdichtet, um den erhöhten Bedarfen an Wohnungsraum gerecht zu werden, andererseits gibt es nach wie vor viele veraltete Nutzungsstrukturen innerhalb als auch an den Rändern unserer Städte, deren Funktion von einer vergangenen Zeit zeugen, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Dies sind häufig industrielle, gewerbliche genutzte Flächen – die bremische Überseestadt ist ein gutes Beispiel für die Konversion von Gewerbeflächen zu Wohnraum. Ein weiteres Beispiel sind die mittlerweile veränderten militärischen Strukturen innerhalb Deutschlands – so ziehen frühere alliierte Länder ihre Truppen und Soldaten aus Kasernen in Deutschland ab, so dass auch für diese gebauten Architekturen die Frage der Weiternutzung gestellt wird. So auch das Kasernengelände Barker Barracks in Paderborn, welches durch die britische Armee genutzt wurde, die jedoch nun nach und nach ihre Truppenstärke abbaut. Die Besonderheit dieses großflächigen Areals ist einerseits seine stattliche Größe von 54 Hektar, andererseits die unmittelbare Lage in der Paderborner Innenstadt.
Martin Bertram hat in seiner Master Thesis zunächst eine Untersuchung des Wechselspiels von „Kernstadt“ und „Vorstadt“ vorgenommen und auf die Situation des Kasernengeländes in Paderborn in der besonderen innenstädtischen Lage angewandt. Er erarbeitet in seiner Master Thesis einen Städtebau für das frei werdende Gelände, indem er durchdachte städtische Blockrandstrukturen entwirft, die eher einen wohnlicheren privateren Charakter aufweisen. In ausgewählten Bereichen jedoch – insbesondere dort, wo erhaltenswerte Kasernengebäude stehen, wird die Baumasse reduziert, Bereiche werden geöffnet, so dass großzügige öffentliche Plätze entstehen, die eine hohe städtebauliche Attraktivität aufweisen. Gerade die Perspektiven der öffentlichen Plätze mit den dargestellten räumlichen Situationen hat die Jury überzeugt. Die Besonderheit an der Master Thesis ist, dass Martin Bertram nicht etwa beim Städtebau Massstab mit dem Entwurf endet, sondern für alle dargestellten Wohntypologien Grundrisse erarbeitet, welche für ein neues modernes Wohnen in der Paderborner Innenstadt stehen. Diese intensive Grundrissarbeit wird bis in die Detaillierung der Gebäude durchexerziert. Das Ergebnis sind gut proportionierte Baukörper, die ein Wechselspiel zwischen Öffentlichkeit und Privatheit fördern und letztlich mit ihren modern anmutenden Fassaden überzeugen.
Die Jury belohnt diese gut durchdachte städtebauliche Arbeit und der intensiven Beschäftigung mit dem Wohnungsbau mit einem 3. Preis.