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BDA Bremen Studienpreis 2023 vergeben

13. November 2023

Die Jury des diesjährigen BDA-Studienpreises Thorsten Böhlken, Patrick Denker, Martin Franck und Nico Grashoff haben aus 24 eingereichten Arbeiten von Studierenden und Absolventen der „School of Architecture“ der Hochschule Bremen. Die Entwurfsarbeit enstanden im Rahmen des Studiums BA Architektur oder MA Architektur / Environmental Design oder als Abschluss im WS 2022/23 und SS 2023.
Am  06.12.2023 wurden die Preisträger:innen in der Geschäftsstelle des BDA im Bremer Zentrum für Baukultur, Am Wall 165/167 ausgezeichnet:

1. Preis
Kultur am Waller Bahnhof – Verbindung schaffen, Vielfalt erleben
Finja Ruschmeyer und Celine Penniggers

Visualisierung

Bewertung der Jury:

Der Entwurf der beiden Entwurfsverfasser*innen wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit im 4. Semester erarbeitet.
Im ersten Schritt hat die Darstellung und Lesbarkeit der Jury einen tieferen Einblick in die Arbeit ermöglicht. In dem Entwurf erhält der ehemalige Unort, Stellplätze direkt am Bahndamm im Umfeld des Waller Bahnhofs, eine neue öffentliche Bestimmung. Erforderliche Fläche gewinnen die beiden Verfasser*innen durch das Entfernen der Böschung am Bahndamm.

Lageplan

Ein neu geschaffener öffentlicher Platz wird durch die beiden Neubauten, das „Kulturhaus“ und der „Bahnhof“, an den Enden des schlauchförmigen Areals gefasst. Der öffentliche Bereich schafft ausreichend Raum für unterschiedliche Nutzungen, wie die Bespielung mit Marktständen oder sommernächtlichen Kino- oder Theaterveranstaltungen und ergänzt somit die kulturellen und gastronomischen Nutzungen der Gebäude.

Modell des Entwurfes

Die Jury findet die städtebauliche Setzung der beiden Baukörper, aus deren Spannungsverhältnis ein interessanter öffentlicher und urbaner Raum entsteht, sehr gelungen. Durch die Einfachheit der äußeren Gestaltung der Gebäude wird kein „kurzlebiges Ereignis“ geschaffen, sondern ein Ruhepol dem diffusen Umfeld entgegengesetzt.
Die Arbeit überzeugt durch ihre gehaltvolle Darstellung und die damit verbundene Kommunikation mit dem Betrachter sowie durch die dem Dienen untergeordnete Entwurfshaltung. Aus diesen Gründen vergibt die Jury der Arbeit den 1. Preis.

2. Preis
PIXEL – Schumacher Quartier, Berlin
Julia Neumann und Melina Schröder

Ansicht

Bewertung der Jury:

Auf dem ehemaligen Areal des Berliner Flughafens Tegel, entsteht zukünftig Berlins neues und nachhaltiges „Schumacher Quartier“. Bezahlbarer Wohnraum, sozialgemischte Strukturen und Nachhaltigkeit sollen das Areal prägen.
Die Arbeit PIXEL schlägt 2 Gebäudekörper vor, welche über eine Fuge miteinander korrespondieren. Die Erdgeschosszonen sehen differenzierte Flächen vor. Neben einen öffentlichen Bereich mit Cafe gibt das in der Grundfläche kleine Volumen exklusiven, privaten Raum für die PIXEL-Bewohner, welches die Raumstrukturen der Regelgeschosse gut komplettiert.
Bewohnergruppen können hier gemeinschaftlich die Erdgeschosszonen bespielen. Die hier intelligent platzierten Pixel gliedern die Räumlichkeiten und Lösen zudem statischen Anforderungen.

Schnitt

Die Regelgeschosse mit jeweils 2 Wohneinheiten geben gute Antworten auf alternative wirtschaftliche Grundrissstrukturen in Wohngruppen. Die Pixel gliedern auch hier die Allgemeinflächen für Bewohner geschickt. Reine Privatbereiche befinden sich an den Außenfassaden, ebenfalls in wirtschaftlichen Strukturen gedacht mit Bett, Einbauschränken und intelligenten beweglichen Möbeln.
In der Fassade bilden verschobene PIXEL unterschiedliche Ebenen und schaffen hierdurch Aufenthaltsbereiche. Überprüft werden sollte hier, ob Teilbereiche der umlaufenden Balkone in direkter Angrenzung an die Zimmer nicht frei zugänglich sein sollten.

Fassadendetail

Die Fassadenbekleidung aus filigranem Metallgitter dient neben der Absturzsicherung auch als Konstruktion für die Fassadenbegrünung. Die Einschnitte transportieren die Fenster der Hauptfassade in die begrünte Gebäudehülle.
Die Jury würdigt, neben der sehr guten grafischen Darstellung, die konsequente und klare Umsetzung des Konzeptes „PIXEL“.

3. Preis
Erweiterungsbau der Bibliotheca Hertziana, Rom
Jesse Henrik Rahn

Ausblick

Bewertung der Jury:

Der Entwurf des Verfassers befasst sich mit einem Erweiterungsbau des Max-Planck-Instituts in Rom. Die stetig wachsende Sammlung des Instituts zog bereits zahlreiche, kleinteilige, bauliche Erweiterungen mit sich.

Grundriss

Der Verfasser befasste sich mit der Generierung neuer Flächenpotenziale die aber weiterhin eine örtliche Verbindung zum Ursprung haben. Ausgewählt wurde ein Standort zwischen der Spanischen Treppe und der Villa Medici. Der Entwurf gliedert sich in 3 Bauteile die deren Funktion in Grundrissstruktur und Fassade widerspiegeln. Die Topografie des Standorts ist lobend mit in den Entwurfsansatz eingeflossen.

Modellfoto

Aus Sicht der Jury, wird die Proportion des Haupteingangs kritisch gesehen, weiterhin wäre eine Aussage über Materialtäten wünschenswert gewesen.
Die besondere Würdigung der Jury, widmet sich der Darstellung und Vermittlung des Entwurfs in diesem doch großen Maßstab von 1:500, trotz des großen Maßstabs wird der Entwurf sehr präsent vermittelt, es macht Spaß sich hiermit zu befassen.

ANERKENNUNG
Ein Gebäude der Einkehr nahe eines Pilgerweges – Der Wegweiser und die Herberge
Christin Albrecht

Die Herberge

Bewertung der Jury:

Die Arbeit schlägt zwei Baukörper entlang eines Wanderweges in der Lüneburger Heide vor. Ein Wegweiser, welcher etwas abseits des Wanderweges scheinbar züfällig in die Landschaft gesetzt wurde. Die Verortung offenbart sich aber durch seine räumliche Fernwirkung in der Landschaft und als Wegweiser zur Herberge, dem zweiten Baustein des Entwurfs, führt.
Die Herberge, mit ihrem gestreckten rechteckigen Baukörper wird entlang eines Pilgerwegs positioniert und bietet den Wandernden Gemeinschafts- und Übernachtungsflächen an.

Modellfoto

Die Qualität der Arbeit zeichnet sich durch den sensiblen Umgang mit der Materialität der Heidelandschaft aus. Vorhandene Materialien, wie Reet, Holz und Schafswolle werden sensibel zu einer neuen Architektur gefügt. Der Baukörper der Herberge wird aus der Analyse der einfachen bestehenden Wirtschaftsgebäude der Heidelandschaft entwickelt und in einen eigenständigen Entwurf überführt. Die innere Organisation mit einer Aneinanderreihung der Schlafkabinen und Gemeinschaftsräume, vereint unter einem traufständigen Dach, überzeugt durch seine Klarheit.

Der Wegweiser

Der „Wegweiser“ lässt, aus Sicht der Jury, die Stringenz und besondere Feinfühligkeit im Umgang mit den Materialien gegenüber der Herberger vermissen, wenn gleich die Idee der Umkehrung der Horizontalität der Landschaft in den vertikalen Raum einleuchtend erscheint und ein spannendes Raumerlebnis schafft.
Die Jury würdigt das einfühlsame und stringente Entwurfskonzept mit einer lobenden Erwähnung.

ANERKENNUNG
PARKHOUSE 16 – Leben und Werken am Katharinenklosterhof
Marvin-Tim Pientka und René Remmert

Ansicht

Bewertung der Jury:

Die beiden Entwurfsverfasser*innen stellen sich in dieser Semesterarbeit des Masterstudiums der aktuell vermutlich größten Aufgabe unseres Berufsstandes – der Umnutzung eines Bestandsgebäudes, in diesem Fall, eines Sonderbaus – einem Parkhaus.
Als besonders positiv wird die Gestaltung der Grundrisse erachtet. Bemerkenswert hierbei ist der Erhalt der bestehenden Tragstrukturen. Auch die neue Verwendung der Rampen wird als beispielhafte Qualität des Entwurfes beurteilt. Die Ergänzung auf dem obersten Parkdeck des Bestandsgebäudes mit „Gebäuden“ in Holzrahmenbauweise zeigt weiteres Potenzial zur Verdichtung  in der Bremer Innenstadt auf.

Ansicht der Dachaufbauten

Die Jury findet, dass der Entwurf deutlich den problematischen Umgang der Umnutzung eines Parkhauses hin zur Arbeits- und Wohnnutzung aufzeigt. Die Verfasser zeigen Lösungsansätze für die bestehenden Strukturen auf. Die  Neugestaltung der vorhandenen Fassadenöffnungen hingegen, wird als unausgereift beurteilt. Eine freiere Gestaltung der Fensterflächen hätte dem Gebäude gegebenenfalls eine noch deutlichere Wertschätzung zeigen können.
Die Jury würdigt den Umgang mit dieser schwierigen Entwurfsaufgabe mit einer lobenden Erwähnung.