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Schritt in falsche Richtung gemacht – Statement vom BDA Vorsitzenden Martin Pampus zum Wettbewerb Domshof

19. Februar 2024

Der Weser-Kurier veröffentlichte am 17. Februar 2024 den folgenden Gastkommentar des Vorsitzenden des BDA im Lande Bremen, Martin Pampus:

Der Domshof ist Bestandteil einer einzigartigen Platzfolge vom Liebfrauenkirchhof über den Marktplatz und Grasmarkt zur Bischofsnadel. Er ist die einzige große freie Platzfläche in der erweiterten Bremer Innenstadt. Wie wichtig solche freien Räume für Bürgergesellschaft sind, hat nicht zuletzt die große Demonstration für die Demokratie vor einigen Wochen gezeigt.

Nun soll ein landschaftlicher Tribünen-Hügel dazu kommen, kombiniert mit einem Aufzug für die notwendige Barrierefreiheit. Ein weiterer technischer Einbau, der kontinuierliche Unterhaltskosten verursacht, architektonisch kaum befriedigend integriert werden kann und nicht notwendig wäre, wenn man auf den ganzen Hügel einfach verzichten würde. Eine 3,5 m hohe massive Wand schafft eine Rückseite nach Norden hin und versperrt den Blick in Richtung Marktplatz. Eine Verengung der Verkehrswege, wo eine Aufwertung nottut. Bäume auf dem historischen Ratskeller, die mit ihrem Wurzelwerk die historischen Gewölbe angreifen. Das kann nicht gutgehen. Das es auch anders geht, haben die ausgestellten Alternativvorschläge des Wettbewerbs gezeigt. Der Denkmalpfleger lehnt den Eingriff mit Hinweis auf die Störung der historischen Sichtbeziehungen im Umfeld des Welterbes entschieden ab. Er muss ernstgenommen werden!

Nikolai Wolff / Fotoetage
Nikolai Wolff / Fotoetage

Der großzügig geschnittene historische Platzraum Domshof muss bewahrt werden. Als BürgerInnen dieser Stadt, die eng mit ihrer Geschichte verbunden sind, erwarten wir einen behutsamen Umgang mit diesem Ort und dass er nicht durch irreversible bauliche Eingriffe so verändert wird, dass wir es später bereuen. Seine Multifunktionalität darf nicht einschränkt werden.

Das Ringen um eine Umgestaltung des Domshofs ist nicht neu. Schon vor 40 Jahren gab es einen Wettbewerbsgewinn, der den Platz mit einer Düne zur Landschaft umgestalten wollte. Die Bremer hatten sich dagegen ausgesprochen, geblieben ist die eine Stufe im Pflasterbelag, die heute noch stört. Der erneute landschaftsgestalterische Ansatz ist offenbar aus einer Not geboren, nun mit aller Kraft politisch Tatsachen zu schaffen, die die Wende zum Anderen am Domshof bringen sollen.

Die Verantwortlichen dürfen sich nicht von einem horror vacui verführen lassen, sondern müssen den Domshof behutsam pflegen und mit Respekt vor dem Welterbe bespielen. Dass das geht, hat der vergangene Sommer gezeigt. Kein hoch aufragendes Genusshaus vor der Domfassade. Der freie Raum ist eine Qualität in der Innenstadt, die Reihe der Beispiele freier historischer Plätze, die wir alle so bewundern, ist endlos.